Welchen Beitrag leisten wir als Kirchen gemeinsam für das gute Leben und den Frieden in der Welt?
Vor 500 Jahren sassen beim Buchdrucker Froschauer noch alle beisammen: Reformierte, Täufer und Katholiken. Und obwohl sie bewusst einen Akt der Auflehnung gegen die öffentliche Ordnung begangen, indem sie am ersten Sonntag in der Fastenzeit Würste assen, konnten sie sich vermutlich in ihren wildesten Träumen nicht vorstellen, welche Wirkung dieser «Znüni» hatte. Oder wie Jacqueline Fehr in ihrem Grusswort im Gottesdienst im Grossmünster am Sonntag, 6.3. es formulierte: die politischen Aktionen der heutigen Juso sind dagegen reines Zuckerwasser.
Mit ihrer Provokation lösten die Menschen um Huldrich Zwingli eine grundlegende Reform des Verständnisses des Glaubens aus und verschoben in der Folge davon die ganze gesellschaftliche Ordnung. Dass dies viele Verwerfungen und Konflikte und damit Leid auslöste, auch mit dem werden sie nicht gerechnet haben.
«Schön ist’s, wenn Brüder und Schwerstern friedlich beisammen wohnen. In Gemeinschaft finden wir Gottes Frieden» so tönt es vielstimmig und kräftig 500 Jahre später in der Wasserkirche beim Schlussgottesdienst der Tagung am 5.März unter dem Titel «Ein Fasten wie ich es liebe- warum uns die Kirche nicht Wurst ist».
Während eines Tages begegnen sich gut 100 Männer und Frauen aus den drei Denominationen, die sich damals trennten. Gemeinsam sind sie unterwegs in Plenarveranstaltungen und Ateliers zu verschiedenen Themen des Fastens und der Versöhnung, zu Kirchenentwicklung und Friedensengagement. Neben historischen Hintergründen zu den damaligen Ereignissen geht es vor allem darum, was nach 500 Jahren getrennter Geschichte von einander gelernt werden kann. Was verbindet uns? Wo und wie beschenken wir uns mit unseren im Laufe der Geschichte je gefundenen Schätzen? So konnte in verschiedenen Ateliers Einblick gewonnen werden, wie der Grundsatz des Gewaltverzichts in der Täufergemeinschaft dazu führte, dass ein grosses Wissen um gewaltfreie Konfliktbewältigung entstand. Im Schatten des Krieges in der Ukraine ein in seiner Bedeutung nicht zu überschätzendes Geschenk. Die Liebe zu Liturgie und sinnlichen Zeichen als Gabe der katholischen Tradition kam zur Sprache. Und der Beitrag der Reformierten zeigte sich unter anderem in der Betonung der individuellen Freiheit auch im Ausdruck des Glaubens. Im Schlusspodium begegneten sich Lukas Amstutz (Mennoniten), Christina Aus der Au (Reformierte) und Joseph Maria Bonnemain (Katholiken) in einem vertiefenden, ehrlichen und heiteren Gespräch als Geschwister.
Im abschliessenden Gottesdienst wurde der gegenseitigen Segen füreinander, Ausdruck der Verbundenheit, die alle Anwesenden in der von Gott geschenkten geschwisterlichen Liebe vereint, ohne die Themen, die auch gemeinsam diskutiert und um die gestritten werden muss, zu verdecken. Geschwisterlicher Streit, das gehört in jede gute Familie!
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